Stirlingmotor-Typen
Grundtypen:
Gamma
Beta
Alpha
Spezialtypen:
Ringbom
Ringbom/Murmelmotor
Niedertemperatur
Stirlingmotor Typ Gamma (09.2005)
Vorbemerkung:
Die Wiederherstellung des Rebi-Heißluftmotors war der Anlass,
sich weiter mit Heißluftmotoren zu beschäftigen und speziell
zu Beginn mit einen Stirling-Motor.
Im Internet konnte ich mir zwar wunderbare Modelle von Heißluftmotoren/Stirlingmotoren
anschauen, aber die Erbauer dieser Motoren teilen kaum etwas über
ihre Entstehung und Tricks mit.
Diese Geheimniskrämerei ging mir gewaltig auf den Sack. Das traf
später besonders auf den "thermoakustischen
Motor" zu.
Das war dann mit ein Grund, meine hierbei gemachten Erfahrungen und
Rückschläge auch anderen mitzuteilen.
So wurde meine Homepage nach und nach immer umfangreicher.
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Im Gegensatz zum Vakuummotor ist der Stirlingmotor ein geschlossenes
System. Beim Stirlingmotor Typ Gamma befinden sich Verdränger/- und
Arbeikolben in verschiedenen Zylindern.
Das Grundprinzip des Stirlingmotors kann anhand des Murmelmotors
sehr anschaulich nachvollzogen werden.
Um einen funktionierenden Stirlingmotor zu bekommen, habe ich mich
entschlossen, es erst mal mit einem Bausatz zu probieren.
Nach vielen Recherchen im Internet bin ich auf einen Materialbausatz
von René Schaffer (http://www.modellschaffer.ch) gestoßen,
der sich wohltuend von den üblichen Konstruktionen abhebt. Der Materialsatz
ist für Leute interessant, die eine Drehmaschine und vielleicht sogar
noch eine Fräsmaschine (muss aber nicht) besitzen und zu faul sind,
sich die "Brocken" für einen Heißluftmotor einzeln zu besorgen.
Für mich war wichtig, dass die Verdrängerkolbenstange mit der
Führungsbuchse im Kühler passgenau vorgefertigt war (ich hatte
zu diesem Zeitpunkt noch keine Reibahlen). Ist dieses Teil nicht leichtgängig
und trotzdem luftdicht, dann ist der Traum vom Stirling ausgeträumt.
Der Motor in seiner ursprünglichen Form und nach Optimierung mit
neuem Brenner und Sockel
Zunächst war ich beim ersten Probelauf des Motors über die
geringe Leistung des Stirling enttäuscht. Der Motor wollte einfach
nicht richtig anlaufen. Erst nachdem ich die Gestänge exakt und reibungsfrei
ausgerichtet, sowie den Verdrängerzylinder absolut dicht in den Kühler
bzw. Regenerator eingepasst hatte, kam Schwung in die Angelegenheit.
Hier noch ein paar Tipps zum Bau des Motors:
1.) Wer den Arbeitszylinder nicht so ausdrehen kann, dass er dicht genug
ist und auch keine passende Reibahle hat, der sollte sich ein Alurohr besorgen
(aussen 14 mm innen 12 mm) und dies in den Zylinder einkleben. Der
Innendurchmesser des Alurohres ist so beschaffen, dass der Kolben noch
nicht reinpasst. Durch Aufreiben (vor dem Einkleben in den Zylinder!) mit
z.B. einem guten 8 mm-HSS-Drehstahl als Reibahlenersatz lässt sich
ein brauchbares Ergebnis erzielen.
2.) Die Bohrungen auf der Hubscheibe bzw. die 3 mm - Achse und Achse
zum Schwungrad müssen absolut parallel sein, sonst "schlackern" die
Pleuelstangen die zur Hubscheibe führen. Ich habe hier kurzerhand
die kleine Achse in die Hubscheibe nach sorgfältigem Ausrichten zur
Schwungradachse eingeklebt, nachdem die Bohrung nicht so war wie sie sein
sollte.
3.) Die Schubstange des Verdrängerkolbens muss absolut leichtgängig
und trotzdem dicht in der Buchse laufen
(meiner Meinung nach das größte Problem). Ich habe wegen
der Leichtgängigkeit weder die Schubstange noch den Arbeitskolben
geschmiert.
Weiterhin muss die Schubstangenverlängerung sehr zentrisch auf
Schubstange drücken.
Kleine Winkelfehler führen dazu, dass die Schubstange klemmen
kann. Die Art wie die Schubstange über den Kipphebelhalter geführt
wird lässt eine optimale Führung sehr gut zu. Winkelfehler können
schon dadurch entstehen, dass z.B. die Distanz-Stücke nicht beidseitig
sauber parallel gedreht sind.
Geräusche die der Motor von sich gibt weisen darauf hin, dass
zuviel Reibung oder im umgekehrten Fall zuviel Spiel vorhanden ist.
4.) Der folgende Test beim fertigen Motor zeigt, ob überhaupt eine
Chance für die Lauffähigkeit besteht:
Arbeitskolben in obere Totlage bringen, dann Schwungrad leicht nach
rechts drehen. Jetzt muss das Schwungrad mehr oder weniger stark zurückfedern.
Ist dies nicht der Fall, dann ist das System undicht (vielleicht auch zu
wenig Kolbenkompression) oder die Reibung ist zu hoch.
Da mir die Kompression des Arbeitzylinders
zu gering war, habe ich den Kolben und Zylinder aus einer geschliffenen
5 ml-Glasspritze angefertigt und in den vorhandenen Aluzylinder eingepasst,
bzw. dieses Teil neu gedreht. Diese Glasspritze ist ideal, da der
Kolbendurchmesser fast identisch ist. Außerdem ist die Kombination
von geschliffenem Kolben und Zylinder sehr reibungsarm, braucht nicht geschmiert
zu werden und bringt hervorragende Kompression. Der Motor lässt sich
unmittelbar nach Wärmezufuhr andrehen und "rennt" los!!
So ist der Motor eine wahre Freude, vor allem
in der Kombination wie unten beschrieben.
Wenn der Motor gut ausgeführt wird, d.h. , wenig Reibung ,
gute Kompression kann er nach kurzer Anlaufzeit eine Drehzahl von über
2000 U/Min erreichen (abhängig von Flammenhöhe und Luftbewegung).
Ein weiteres Kriterium für eine gute Bauweise ist die Tatsache, dass
der Verdrängerzylinder auch nach langer Laufzeit (mit einer Füllung
"läuft" der Motor jetzt mehr als 120 min.) relativ kühl bleibt,
d.h. die zugeführte Wärme wird sehr gut in Bewegungsenergie umgewandelt.
Ein Video des Motors
von 0 auf über 2000 U/min in 2 Minuten nach Optimierung.
Die für diesen Motor ungewöhnlich hohe Drehzahl führe
ich darauf zurück, dass ich die beweglichen Teile gewichtsmäßig
abgesteckt, sowie Kugellager eingebaut habe und keine Schmierung
durchführe. Ganz wichtig ist, dass die Führungbuchse für
den Verdrängerkolben nicht geölt wird und der Verdrängerkolben
so leicht wie möglich gebaut wird (dünne Aluhülse), damit
auf die Führungsbuchse möglichst wenig Druck ausgeübt wird.
Weiterhin habe ich den Verdrängerzylinder ohne "Asbeststreifen" luftdicht
an den Halter geschraubt, d.h. der Halter heizt sich mit auf und funktioniert
quasi mit als Regeneration.
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Nachtrag zum Stirlingmotor
Nach Recherchen im Internet über Stirlingmotoren ist es auch möglich,
den Verdrängerkolben ohne Steuerung über einen um 90° versetzten
Kurbeltrieb zu betreiben. Also habe ich mal ganz einfach die Verbindung
zum Verdrängerkolben weggelassen,
und ich hätte es nicht geglaubt ..... der Motor läuft auch in
diesem Modus!.
Der Verdrängerkolben steuert sich selbst über den Über-
bzw. Unterdruck des Arbeitskolbens. Ich habe mir sagen lassen, dass dies
nun ein Ringbom-Stirling wäre. Damit der Verdrängerkolben
nicht an den Glaszylinder "knallt", habe ich provisorisch eine Gummibremse
an der Schubstange angebracht, in die andere Richtung wird der Verdrängerkolben
durch Anschlagen an die Pleuelstange des Arbeitskolbens gebremst. Im Video
ist das deutlich zu hören. Die Drehzahl des Motor hat sich drastisch
verringert und beträgt vielleicht nur noch ewa 300-800 U/Min, je nachdem,
wie sich der Motor "verschluckt". Was auffällt, ist der rechteckförmige
Verlauf des Verdrängerkolbens gegenüber dem sinusförmigen
Verlauf des Arbeitskolbens und der etwas größere Hub des Verdrängerkolbens.
Als Ziel schwebte mir vor, den Motor mit einem Handgriff vom
Gamma- zum Ringbom-Typ umzustellen.
Ich habe dazu die Verbindung zwischen Kipphebel und Schubstange aus
Kohlefaser (Gewichtsgründe!) hergestellt und sonst noch
Teile abgespeckt, bzw. weggelassen (siehe Bild). Die zwei Gleitlager auf
der Hubachse habe ich durch Kugellager 3x6x2,5 ersetzt. In den Kipphebel
habe ich ein Kugellager 3x6x2,5 eingepresst. Die Gummibremse an der Schubstange
habe ich durch einen Alu-Ring mit Teflonscheibe ersetzt. Es ist nun ganz
einfach möglich, den Motor
sowohl als Gamma-Stirling als auch Ringbom-Stirling
laufen zu lassen Das
Video
zeigt dies sehr schön.. Die Verlängerung braucht nicht zusätzlich
gesichert zu werden, solange der Kohlestift einigermaßen stramm in
das in das Kugellager am Kipphebel reingeht.
Der Motor läuft im Ringbom-Modus in beiden Richtungen, allerdings
rechts herum schlechter, da die Pleuelstange aufgrund der Bauart des Motors
den Verdrängerkolben im falschen Moment abbremst.
Nach meinen Recherchen ist dies der erste Heißluftmotor der
auf einfache Weise sowohl als Gamma-Stirling als auch als Ringbom-Stirling
funktioniert. Ebenso scheint es der erste Ringbom-Stirling mit waagerecht
angeordnetem Verdrängerzylinder zu sein!
Anmerkung zum Ringbom-Prinzip:
der Ringbom-Stirling funktioniert nur, wenn die Verdrängerstange einen
bestimmten Durchmesser hat und quasi als Kolben arbeitet. Nur so ist es
möglich, daß durch den Arbeitskolben genügend Druck bzw.
Unterdruck im Verdrängerzylinder erzeugt wird, um den Verdränger
zu bewegen.
Beträgt der Durchmesser
der Verdrängerstange bei obigem Motor z.B. nur 1 mm, dann ist kein
Ringbom-Prinzip möglich.
Noch ein Ringbom-Stirling
(12.2016)
Im Internet habe ich einen Ringbom-Stirling entdeckt, bei dem das Ringbom-Prinzip
auf andere Art realisiert wurde. Hier wird der Verdränger nicht durch
eine Buchse wie bei meinem obigen Ringbom geführt, sondern der Verdränger
gleitet luftdicht über einen Glasstab. Um die Gleitfähigkeit
zu erhöhen ist der Glasstab mit Graphitpulver versehen, daher das
Aussehen wie ein Graphitstab. Der Anschlag wird jeweils durch einen O-Ring
begrenzt. Die für das Ringbom-Prinzip notwendige Volumenänderung
ergibt sich durch Stellung des Verdrängers:
Im UT befindet sich der Verdränger im Glasstab, d.h.
kleineres Gesamtvolumen, im OT ist der Verdränger außerhalb
des Glasstabes, d.h. größeres Gesamtvolumen.
Angenommen der Kolben befindet sich im UT, dann erhöht
sich der Druck im System wenn sich der Kolben bei Drehung des Schwungrades
in Richtung OT bewegt. Dem höheren Druck weicht nun der Verdränger
in Richtung kleineres Volumen aus, d.h. er zieht sich in den Glasstab zurück.
Das Gleiche passiert umgekehrt, wenn sich der Druck im System verkleinert,
Kolben bewegt sich in Richtung UT.
Der Überströmkanal wird durch Bohrungen im Verdrängerzylinder
zum Kolben geführt. Das Gebilde sieht zwar aus wie eine Boxeranordnung
mit zwei Kolben, in der Tat ist nur ein Arbeitszylinder wirksam, der andere
ist reine Optik. Die beiden Zylinder sind einfach auf das Kurbelgehäuse
geklebt. Ein Blick in das Innere des Kurbelgehäuses zeigt die einfache
Kurbelwelle. Obwohl die Kurbelwelle keinen professionellen Eindruck macht,
ist der Motor insgesamt sauber verarbeitet, vor allem die Klebung
Verdrängerzylinder mit dem Glasröhrchen ist sehr gut gelungen.
Das wird einem spätestens dann klar, wenn man den Motor komplett zerlegt
hat und die Gläser erneuern muss. Dann fragt man sich, wie bekomme
ich das genau so gut hin. Der Arbeitszylinder und der Kolben sind von einer
Glaspritze, daher auch die hervoragende Kompression und Leichtgängigkeit.
Das Kurbelgehäuse und die beiden Zylinder sind aus Messing, mit einem
Schutzüberzug versehen.
Von den beiden Leitungsröhrchen dient tatsächlich eines als
Lufttransport zum Arbeitszylinder, obwohl der scharfe Knick im Röhrchen
dies nicht vermuten lässt. Ein echter Zweizylinder in dieser Größe
wäre natürlich ein Knüller, aber die Art wie die Ringbom-Steuerung
realisiert wurde ist schon Anreiz genug, den Motor zu kaufen (ca. 70 Euro
bei Banggood.com) oder selbst zu bauen.
Der Motor wird mit einem Propeller ausgeliefert, was Geschmacksache
ist, aber durch die dabei entstehenden Luftbewegungen wird die Flamme gestört.
Mit einem Schwungrad läuft der Motor sehr schön bis zu Drehzahlen
von 1000 U/min. Durch entsprechende Hitzezufuhr (Flammenhöhe) sind
höhere Drehzahlen zwar möglich, aber ab 1500 U/min. kommt der
Ringbom-Verdränger "ins Stottern", d.h. immer wieder kurzes stehen
bleiben des Verdrängers. Das Ringbom-Prinzip lässt auch in dieser
originellen Ausführung nur bestimmte maximale Drehzahlen zu.
Das Motörchen kann mit kleiner Flamme sehr lange betrieben werden
und wird dabei nur Handwarm (Video).
Der Motor nach meinem Geschmack umgebaut
Ich habe diesen Motor nachgebaut, wobei Verdrängerkolben und Arbeitskolben
hintereinander angeordnet sind, so ist nur ein einfacher Kühlkörper
notwendig.
Alternativ kann der Kolben/Zylinder
aus einer 5ml Glassspritze hergestellt werden
Technische Daten:
Arbeitskolben 11,5 Ø x 17 mm Silberstahl in Rotguss-Zylinder
11,5 Ø x 28 mm
Verdrängerkolben 12,5 Ø x 30 mm Alu mit Eisenstab 5 mm
in Führungsbuche Sinterbronze
Verdrängerzylinder: Reagenzglas Duran 15,5 x 47 mm (innen 13,5mm)
Kühler: 40 x 40 mm mit Halter für Schwungrad mit 2 Kugellagern
Hub Verdränger 10 mm
Hub Arbeitskolben 8 - 10 mm (eher 8 mm)
Da dieser Ringbom nicht in so hohen Drehzahlen laufen soll, ist es sinnvoll,
den Ringspalt nicht zu groß zu wählen, wenn möglich nicht
mehr als 0,5 mm. Je kleiner der Ringspalt, desto kleiner die Drehzahl,
aber dafür mehr Drehmoment. Bei diesem kleinen Ringspalt ist unbedingt
darauf zu achten, dass der Verdrängerkolben ohne Exzentrizität
rund läuft. Prüfen bevor der Verdrängerkolben endgültig
mit der Führungsbuchse verklebt wird!
Auf jeden Fall sollte der Verdrängerzylinder mit O-Ring befestigt
werden, um jederzeit Zugang zum Verdrängerkolben zu haben, er könnte
ja mal klemmen. Beim obigen China-Ringbom wäre das mit Glasreparatur
verbunden.
Vor dem endgültigen Finish habe ich schon mal den Motor mit provisorischem
Schwungrad und Grundplatte zusammengebaut, um einen Testlauf vorzunehmen.
Der Verdrängerkolben gleitet super luftdicht auf dem Stahlstab,
durch das eingeschlossene Luftpolster verhält er sich wie eine Luftfederung.
Eine Überraschung brachte der Testlauf.
Der Motor sollte wegen des engen Ringspaltes und des luftgefederten
Verdrängerkolbens nicht hoch drehen. Da ich aber weder den Arbeitkolben
noch die Verdrängerkolbenstange geschmiert, sondern nur leicht mit
Graphit gepudert habe, waren die Reibungskräfte erheblich reduziert.
So war die Drehzahl zu meinem Erstaunen viel höher als angenommen
und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass das Ringbom-Prinzip
mit so hohen Drehzahlen funktioniert. Wird aber der Arbeitskolben und die
Führungsstange des Verdrängerkolbens wie üblich geschmiert,
dann sind kaum Drehzahlen über 1000 U/min. möglich. Enttäuscht
bin ich über die Leistung dieses Ringbom-Stirling. Eine Leistungssteigerung
durch die diskontinuierliche Verdrängersteuerung wie sie der Theorie
nach möglich sein sollte (die Luft wird effektiver vom warmen in den
kalten Bereich befördert), konnte ich nicht feststellen.
Wenn der Arbeitskolben trocken läuft, gibt es nach einiger Zeit
immer wieder Abrieb, der die Reibung erhöht. Kolben mus dann ausgebaut
und gereinigt werden. Es ist daher empfehlenswert den Kolben in Graphit
anzufertigen.
Das fertige Endprodukt
Zum Schluss noch die Überraschung: der Ringbom-Stirling
lässt sich auch als Free-Piston-Stirling
betreiben, d.h. ein Schwungrad ist nicht notwendig. Dazu muss der Kolben
in eine bestimmte Entfernung zum OT gebracht werden und dann angeschubst
werden. Die Schwingfrequenz ist dabei je nach Flammenhöhe ziemlich
konstant.. Der Hub des Kolbens ist augenscheinlich weniger als 10 mm, so
dass ein kleinerer Hub als 10 mm sinnvoll erscheint. Ein Vergleich mit
meinem Gamma/Ringbom-Stirling zeigt, das der Gamma/Ringbom im Ringbom-Modus
besser anläuft, und auch wenn er abgebremst wird nimmt er sofort wieder
Drehzahl an. Die Kraftentfaltung scheint auch besser zu sein. Könnte
damit zusammenhängen, dass der Gamma/Ringbom eine Glasspritze als
Kolben-Zylinderkombination hat (geringere Reibung), oder die China-Ringbom-Anordnung
ist doch nicht so optimal. Beide Motoren, sowohl der China-Ringbom als
auch mein Nachbau brauchen eine relativ hohe Mindestdrehzahl, bevor sie
eigenständig weiter drehen!
Habe mal versuchweise den Hub auf 6 mm reduziert und jetzt verhält
sich der Motor wie ein gestörter Regelkreis, d. h. die Drehzahl nimmt
bis zu einer max. Größe zu und dann gibt es keine Rückkopplung
mehr zum Verdränger, denn dieser macht nur noch unkontrollierte Bewegungen.
Fällt die Drehzahl unter ein Minimum, dann setzt die Regelung wieder
ein und der Motor gibt "Gas" (Video).
Für
diesen Effekt muss der Motor wegen der Vibrationen fixiert werden und die
max. Drehzahl muss mehr als ca. 1600-1800 U/min. sein.
Das Verhalten des Motors bei diesem reduzierten Hub erinnert mich an
eine Art "Hit and Miss Engine".
Damit der Motor jederzeit die hohe Drehzahl erreicht, ist darauf zu
achten, dass Reibungsverluste bei Kolben, Verdränger oder Kugellager
minimiert werden. Die Kugellager sind bei diesen hohen Drehzahlen kritisch.
wichtiger Nachtrag:
Der ungewöhnliche Effekt dieses Ringbom-Stirling ist leider nicht
bei jedem Nachbau reproduzierbar. Ich habe mal die Glasspritzen-Kombination,
wie oben gezeigt, ausprobiert, und jetzt verhält sich der Motor ganz
anders. Die Drehzahl bleibt in etwa konstant bei ca. 800-1000 U/Min, eine
Erhöhung ist auch bei größerer Hitze nur minimal.
Vermutlich ist der größere Durchmesser des Glaskolbens 12,5
mm gegenüber dem Silberstahlkolben von 11,5 mm dafür die Ursache.
Das Hit and Miss-Verhalten führe ich darauf zurück, dass
der Verdrängerkolben nicht zwangsgeführt ist. Dadurch ist ist
es möglich, dass bei hohen Drehzahlen der Transport von heiser und
abgekühlter Luft gestört wird. Es könnte auch sein, dass
der Verdrängerkolben die hohen "Drehzahlen" nicht mehr mitmacht. Dagegen
spricht die Tatsache, dass bei Nichtunterdrückung der Vibrationen,
der Motor noch höhere Drehzahlen erreicht, ohne dass der "Hit and
Miss-Effekt" auftritt.
Habe den Motor wieder auf den alten Kolben mit 11,5 mm Durchmesser
zurückgebaut und jetzt verhält er sich wie gehabt.
Mit zunehmender Erwärmung des Motors, ist der "Hit and Miss-Effekt"
nicht mehr so ausgeprägt.
Stirlingmotor Typ Beta
(01.2012)
Es gibt noch einen Stirlingmotor der in meiner Sammlung fehlt, und das
ist der Beta-Stirling.
Und da noch ein Graphitkolben und Schwungrad so rumlagen, habe ich
mir gesagt, wie seinerzeit Herr Röhrich im Werner-Film "Tut das Not,
dass das hier so rumoxydiert". Also ran an die Arbeit.
Bei meinem Beta-Stirling sind Verdränger und Kolben hintereinander
angeordnet, ähnlich wie beim Manson-Motor, nur nicht starr, sondern
durch den Kolben führt luftdicht gleitend die Stange zum Verdrängerkolben.
Das muss aber so nicht sein, entscheidend für den Beta-Typ ist die
Tatsache, dass sich Arbeitskolben und Verdränger im gleichen
Zylinder befinden. Hier sind nicht wie beim Gamma-Stirling der Arbeitsraum
und Verdrängerraum mit einem Überstömkanal verbunden.
Der Clou bei diesem Motor ist folgender: Die Luft wird ohne Umwege
direkt vom Heizbereich in den Kühlbereich und zurück geschaufelt
und soll somit besser als der Gamma-Typ hinsichtlich Leistung und Wirkungsgrad
sein, und das will ich mit dem Bau auch mal überprüfen.
Mit der Durchführung der Verdrängerkolbenstange durch den
Arbeitskolben, da fangen auch schon die Schwierigkeiten an, nämlich
luftdicht und reibungsarm soll die Anordnung sein.
Als Kolben nehme ich wieder das bewährte Graphit (Ø 19
mm). Im Kolben werde ich die Durchführung zum Verdrängerkolben
aus einer 1 ml Glasspritze anfertigen. Damit ist Reibungsarmut und Dichtigkeit
bestens gewährleistet. Das Einkleben des Glaszylinders in das Graphit
macht insofern keine Schwierigkeiten, da die Ausdehnungskoeffizienten von
Graphit und Borosilikat ähnlich sind ( 2 Graphit und ca 3 Borosilikat).
Mit was wird nun der Glaszylinder der 1ml-Spritze in das Graphit geklebt?
Ganz einfach mit Cyanacrylat. Dieser Kleber fließt kapillar sauber
in die Zwischenräume und verklebt das Glas luftdicht, nur ist darauf
peinlich zu achten, dass von dem Schnellkleber nichts in das Röhrchen
gelangt.
Der Verdrängerkolben wird mit einem in den hohlen Teil des Glaskolbens
geklebten Kohlefaserstab fixiert und auf der anderen Seite des Kohlefaserstabes
wird das Pleuelgelenk angebracht.
Der Graphitkolben läuft in einem Messingrohr, dieses wird in einen
Zylinder aus Aluminium eingeschrumpft.
Da das Graphit beim Abdrehen eine Riesensauerei macht, stelle ich die
kleinste Drehzahl ein, bzw. drehe das Futter von Hand mit automatischen
Vorschub. Bei diesem Verfahren rieselt das Graphit schön langsam herunter
und ich kann es mit einem kleinen Behälter auffangen.
Beim Einschrumpfen des Messingzylinders in den Aluzylinder gehe ich
folgendermaßen vor: der Aluzylinder wird ca. 10µm auf Untermaß
ausgedreht und dann so heiß gemacht, dass der Messingzylinder "reinfällt".
Wenn dann später das Ganze heiß wird, bleibt der Messingzylinder
trotz kleinerem Ausehnungskoeffizeinten fest eingeklemmt, denn mehr als
100° C wird das Gesamtgebilde ohnehin nicht warm.
Als Verdränger nehme ich eine Zigarrenhülse mit 20 mm Durchmesser
und als Heizzylinder ein Reagenzglas mit 21.5 mm Innendurchmesser (außen
24 mm).
Links: Rohteile/ Mitte: Alu/Messing-Zylinder mit Graphitkolben und eingeklebtem
Glaszylinder und Glaskolben der 1ml-Spritze./ Rechts: die fertigen
Einzelteile.
Der fertige Motor als Beta-Ringbom-Stirling und als konventioneller
Beta-Stirling
In einem ersten Test zeigte es sich, dass die Durchführung und
der Arbeitskolben so reibungsarm und luftdicht arbeiten, dass der Beta-Stirling
auch als Beta-Ringbom-Stirling betrieben werden kann (siehe Video).
In bin mir nur nicht sicher, ob ich den Motor tatsächlich so betreiben
soll, denn trotz Gummidämpfer sind die Anschlaggeräusche des
Verdrängerkolbens sehr laut und dann habe ich Bedenken, dass bei höheren
Drehzahlen der Verdrängerkolben in Mitleidenschaft gezogen werden
könnte. Das Ringbom-Prinzip ist insofern bestechend, weil der Verdränger,
wie gewünscht, diskontinuierlich arbeitet.
Wenn ich dies nun mit starrer Kopplung von Arbeitskolben und Verdrängerkolben
haben möchte, dann habe ich einen gewaltigen mechanischen Aufwand.
Andere Ansteuerungen wie z.B. ein rhombisches Getriebe haben auch zuviel
Mechanik und das ist nicht meine Ambition, das mag zwar hübsch aussehen,
aber die daraus resultierenden Vorteile werden durch Verluste hinsichtlich
Leistung und Wirkungsgrad wieder geschmälert.
Das rhombische Getriebe hätte meiner Meinung nur den großen
Vorteil, dass der Arbeitkolben und Verdrängerkolben zentrisch geführt
werden könnten. Ein Ausgleich der schwingenden Massen, wie er beim
Rhombengetriebe möglich ist, ist bei meiner Leichbauweise nicht erforderlich.
Die zentrische Ansteuerung wäre auch mit einer schönen Kurbelwelle
möglich, aber da ist der Aufwand auch schon wieder größer.
Meine Devise lautet, so einfach wie möglich, und so habe ich mich
entschlossen, den Verdränger ganz primitiv starr anzukoppeln.
Bewogen dazu haben mich obendrein die harten Geräusche der Ringbom-Steuerung
und wie ich befürchtet habe, das Losrütteln des Verdrängers
nach längerer Laufzeit (auch durch die Hitze bedingt). Die Verklebung
hält dem nicht stand und auch die Verdrängerstange "fluscht"
nach längerer Laufzeit auch nicht mehr so richtig. Die horizontale
Anordnung des Verdrängerkolbens ist beim Ringbom-Prinzip nicht optimal,
weil durch das Gewicht des Verdrängers große punktuelle Kräfte
jeweils an den Endpunkten der Führung auftreten, wie die nachfolgende
Skizze zeigt:
Diese Kräfte spielen bei zwangsgeführtem Verdränger keine
so große Rolle. Deshalb wird die Ringbom-Steuerung fast immer vertikal
ausgeführt!
Ich habe also den Motor in einfacher Mechanik aufgebaut und er läuft
ausgesprochen gut.
Das Video
zeigt die extremen Drehzahlunterschiede in denen der Motor betrieben werden
kann, abhängig von der Temperatur.
Nach 3 Min. Betrieb wird locker die 1200 U/Min erreicht und läßt
sich bis auf 2000 U/Min (gemessen) steigern! Das ist
nur deshalb möglich, weil u.a. die beweglichen Teile (Verdränger,
Gestänge) sehr leicht sind und die Bauausführung wohl optimal
ausgelegt ist.
So schön auch der Beta-Ringbom-Stirling wegen der diskontinuierlichen
Verdrängersteuerung gewesen wäre, aber größere
Drehzahlen und damit die größere Leistung ist mit dem Ringbom-Prinzip
nicht möglich, dazu ist die Trägheit und Reibung des Verdrängerkolbens
einfach zu groß.
Was die Leistung betrifft, scheint der Beta-Stirling tatsächlich
besser zu sein als der Gamma-Stirling, obwohl der Vergleich mit meinem
Gamma-Stirling nicht gerade fair ist, da der Beta-Stirling einen größeren
Hubraum hat.
Der Beta-Stirling stellt für den Modellbauer eine größere
Herausforderung dar, da eine luftdichte und reibungsarme Verdrängerstange
durch den Arbeitskolben nicht so einfach zu fertigen ist, da kam mir die
1ml-Glasspritze gerade recht und auch die Antriebsgestänge habe ich
bewußt einfach gehalten, von den Kugellagern mal abgesehen. Des weiteren
müssen die Bohrungen durch die Pleuel absolut parallel fluchten und
auch die horizontale Ausrichtung der Gestänge muss stimmen, sonst
fängt das Gestänge sofort an zu klemmen und die Drehzahlen werden
nicht erreicht!!
Es empfiehlt sich die Pleuel so lang wie möglich zu machen, so
dass die Gelenkpunkte nahe am Arbeitskolben bzw. der Verdrängerstange
liegen. Das vermindert die Querkräfte auf Verdrängerstange und
Arbeitskolben. Werde ich bei meinem Arbeitskolben wohl noch machen.
Das schöne auch an diesem Motor ist die absolute Wartungsfreiheit,
ja es ist sogar tödlich, wenn auch nur ein Hauch von Öl auf den
Kolben oder die Durchführung gelangt, falls man auf die Idee kommen
sollte, vielleicht doch die Pleuelscharniere leicht zu ölen, das bremst
den Motor sofort aus!
Hier nochmal kurz die technischen Daten des Motors für eventuelle
Nachbauer:
Verdrängerzylinder: Reagenzglas Borosilikat
24 mm Ø aussen, 21,5 mm innen, 60 mm lang.
Verdrängerkolben: Zigarrenhülse Alu 20 mm Ø,
40 mm lang.
Zylinder:
Alu 38 mm Ø, 58 mm lang mit eingeschrumpfem Messingrohr 21
mm Ø aussen,
19 mm innen, 40 mm lang. Einstich für Glaszylinder ca 15 mm.
Kolben:
Graphit 19 mm Durchmesser, 20 mm lang. Kolben ist im UT ca. 3 mm im Zylinder
Hub Kolben:
10 mm.
Hub Verdränger: 15 mm.
Pleuellänge:
min. jeweils 50 mm
Kugellager:
4 Stück, 2x Schwungrad, jeweils 1x im Pleuel.
Schwungrad:
Messing 70 mm Ø, 8 mm breit, 4mm Achse
Die Kugellager auf der Hubscheibe wurden jeweils mit passenden Distanzstücken
bzw. mit Loctite fixiert.
Das ist notwendig, damit die Pleuel im Betrieb parallel ausgerichtet
bleiben. Nur so ist die hohe Drehzahl möglich. |
Nachtrag zum Beta-Ringbom-Stirling:
Es gibt vielleicht doch eine Möglichkeit den Motor als Ringbom-Beta-Stirling
ohne die harten Anschlaggeräusche zu betreiben, indem der Verdrängerkolben
bzw. das Ende der Kolbenstange über ein kleines Gelenk mit Federstahl
geführt wird. Die Federkraft könnte dann progressiv so gestaltet
werden, dass sich automatisch eine Anschlagbegrenzung ergibt.
Mini-Stirlingmotor
(02.2019)
Obwohl ich keinen Stirlingmotor mehr bauen wollte, habe ich mich
dazu hinreißen lassen, es noch einmal mit einem Mini-Stirlingmotor
zu versuchen.
Hierzu habe ich einen Bauplan von Jan
Ridders verwendet und ihn für meinen Motor modifiziert.
Dieser Mini-Stirlingmotor gehört zum Typ Gamma, da sich
Arbeitskolben und Verdränger im verschiedenen Zylindern befinden.
Wenn ich gewußt hätte, was da auf mich zukommt, hätte
ich die Finger davon gelassen.
Im Alter ist man speziell was die Feinmotorik anbetrifft doch etwas
gehandicapt, besonders wenn man die dazu notwendigen Werkzeuge nicht hat.
Statt der 50-Cent-Stücke habe ich Messing-Ronden genommen
Als Kolben kam ein vorhandenes und passendes Stück poliertes Eisen
mit 6 mm Ø zum Einsatz und für den Zylinder Messing.
Arbeit macht die Kurbelwelle, es sei denn man biegt sie sich aus
Stahldraht zurecht. Sieht nicht so professionell aus.
Daher habe ich für Kurbelwangen 3mm Alublättchen genommen
und diese paarweise durchbohrt, einmal die Achsbohrungen und die
jeweiligen Hubbohrungen. Paarweise bohren ist wichtig!, wenn das Ganze
einigermaßen rund laufen soll. Als Achse wurde ein 3mm Alurundstab
verwendet. In die jeweilige Endachse wird ein 1mm Loch gebohrt, zur Aufnahme
eines Stahlzapfens. Die Hubachsen sind 2 mm Stahldrähte. Achtung die
2 mm-Bohrung von Hubachse Kolben und die 3 mm-Bohrung von Drehachse berühren
sich gerade (5 mm Hub)!! Daher besser für die Hubachsen 1 mm
Stahldrähte nehmen. Da ich für die Verdrängerachse 2mm polierten
Stahl hatte, habe ich den gleich für die Hubachsen mit verwendet.
Bevor die Teile der Kurbelwelle mit Loctite 603 Fügen-Welle-Nabe
endgültig fixiert werden, erst einmal prüfen, ob die Pleuel von
Kolben und Verdränger sauber fluchten. Loctite 603 härtet nicht
sofort aus, daher kann man die genaue Lage der Kurbelwangen noch ausrichten.
Arbeitszylinder und Verdrängerbuchse wurden auch mit Loctite 603
auf dem Deckel fixiert
Die Halter für die Kurbelwelle und das Schwungrad bestehen aus
1mm dickem Messingblech und werden mit der Deckplatte mit 1 mm Messingstiften
verzapft und verlötet.
Die Bodenplatte und Deckplatte bekommen jeweils eine knapp 1mm tiefe
Fräsrille zum besseren Halt für den Verdrängerzylinder.
Um den Motor eventuell zu warten, sollte man den Boden nicht dauerhaft
zukleben, sondern nur den Deckel mit dem Verdrängerzylinder
mit Epoxydharz. Für den Boden habe ich mich für Doppelklebeband
entschieden. Dieses wird passend zur Fräsrille als 2mm-Streifen geschnitten
und eingeklebt (Bild).
Diese Vorgehensweise hat sich schon bewährt, denn ich musste noch
einmal an den Verdränger ran, da sich die Verschraubung (2 mm-Gewinde)
zum Pleuel beim Probelauf gelöst hatte.
Was mir an meinem Motor nicht so gut gefällt, er braucht zu viel
Wärme. Ungefähr.80-90° C sollte die Bodenplatte schon haben,
bevor er dreht. Vermutlich sind meine Pleuel zu kurz geworden. Das macht
sich besonders gravierend beim Verdränger bemerkbar, da ein zu kurzes
Pleuel Querkräfte auf die Verdrängerachse ausübt und dies
bedeutet mehr Reibung. Beim Kolben scheint das nicht so tragisch zu sein.
Überhaupt ist die Verdrängerachse + Buchse immer ein Problem
für die Leichtgängig-/und Dichtigkeit. Ölen erhöht
leider die Reibung, was eine höhere Heiztemperatur bedeutet. Wenn
ölen, dann nur mit wenig Uhrenöl Sorte 1-3 oder noch besser mit
Petroleum (muss aber immer wiederholt werden).
Ein weiteres Manko dieser Mini-Bauweise ist Laufdauer. Da von unten
geheizt wird, wird nach einer gewissen Zeit auch die Deckplatte warm
auf und der Motor bleibt stehen. Die notwendige Temperaturdifferenz zwischen
Heizraum und Kühlraum ist nicht mehr gegeben. Für den Arbeitszylinder
ist wohl Glas besser und für den Kolben Graphit. Die Wärmeleitfähigkeit
dieser Materialien ist geringer und bleiben damit länger kühl.
Ich hatte jedenfalls keinen passenden Glaszylinder. Nichts desto trotz,
läuft
der Motor einigermaßen, obwohl er keine Füße hat.
Fazit: Wer die Absicht hat , so einen Mini-Stirlingmotor zu bauen,
sollte wenigstens für die Deck-und Bodenplatte einen größerem
Durchmesser nehmen, z.B. 40 mm, um mehr in Richtung Niedertemperatur zu
kommen. So stolz die Erbauer solcher Motoren auf ihr Werk auch sein mögen,
Freude machen diese Motörchen nicht, gilt zumindest für mich,
da immer wieder gefummelt und gereinigt werden muss, damit sie einigermaßen
funktionieren.
Stirlingmotor Typ Alpha
(02.2014)
Einen Motor muss ich noch in meiner Sammlung von Stirlingmotoren erwähnen
und bauen, obwohl ich mittlerweile das Kapitel Heißluftmotoren abschließen
wollte. Aber im Internet geistern Motor-Exemplare von Modellbauern und
sogar von Anbietern herum, die einen Stirling-Motor vom Typ Alpha zeigen
und verkaufen, obwohl sie eindeutig einem Stirlingmotor vom Typ Gamma wegen
ihres Verdrängers zuzuordnen sind.
Die Verwechslung rührt vermutlich daher, dass es Alpha-Typen gibt,
die eine ähnliche Anordnung der beiden Zylinder haben wie der Gamma-Stirling.
Es gibt tatsächlich Alpha-Typen die einen Dom ähnlich dem
Verdrängerkolben haben, aber das ist gedacht, um das aufzuzheizende
Volumen zu verkleinern und den Kolben weiter entfernt von der Flamme zu
haben.
Was ist der Unterschied zwischen den beiden Typen?
Nun, der Alpha-Typ hat keinen Verdrängerzylinder, sondern 2 Zylinder
mit Kolben wie ein Verbrennungsmotor. Hierbei fungiert der eine Zylinder
als Expansionszylinder für die heiße Luft (oder das heiße
Gas) und der andere Zylinder als Kompressionszylinder für die kalte
Luft (oder das kalte Gas). Nähere Infos zu diesem Motor gibt es reichlich
im Internet.
Für den Modellbauer bedeutet dies, dass er nicht nur einen Arbeitszylinder
mit dichtem Kolben bauen muss, sondern zwei.
Das führt zwangsläufig zu mehr Reibung im Gesamtsystem, wenn
die Kombination Zylinder/Kolben metallisch ausgeführt wird. So ein
Motor muss dann mit größerer Temperatur betrieben werden, wenn
er als Modellmotor funktionieren soll. Einen Schweißbrenner anwerfen
will ich aber nicht.
Daher kommt jetzt wieder einmal die bewährte Glasspritze 10 ml
zum Einsatz, da diese Glasspritzen hervorragend dicht und reibungsarm sind.
Wer nicht in der Lage ist diese Glasspritzen aufzutreiben, kann auch
mit Graphitkolben im Kupferrohr (für Wasserleitungen) als Zylinder
ein gutes Ergebnis erzielen.
Das soll ein Motor werden? Ja, und halbwegs funktionsfähig. Der
ist schon besser mit 5ml-Spritzen. Und der geht nach Optimierung gut
Ich habe diesen Motor zunächst ganz primitiv in Holz für die
Zylinderhalter und die Pleuelstangen gemacht. Die Pleuel haben keine Kugellager
und sind an die Kolbenböden der Glasspritze mit Silikon fixiert.
Das wird wohl ausreichen, um genügend Beweglichkeit zu erhalten. Die
Schwungradhalter sind auch aus Holz hergestellt mit je einem Kugellager.
Das Schwungrad ist ein Messingreif mit Holzfüllung mit eingeklebter
Achse. Die beiden Spritzen werden mit einem Silikonschlauch verbunden.
Bei den industriellen Maschinen erfolgt diese Verbindung der beiden Zylinder
über einen Regenerator, ist hier aber am Demonstrationssobjekt nicht
nötig.
Die parallele Ausrichtung der Zylinder hat den Vorteil, dass die Phasenverschiebung
von normalerweise 90° einfach geändert werden kann. Angeblich
wäre die 90° Phasenverschiebung speziell beim Alpha-Stirling nicht
optimal, sondern mehr in Richtung 150° ( siehe hierzu auch die Seite
www.stirling-und-mehr.de)
Der Luer-Anschluss aus Metall an der Spritze muss bei der beheizten
Seite entfernt werden, sonst platzt die Glasspritze unweigerlich. Das Glas
der Spritze hält zwar 250° C aus, aber wenn der Luer-Anschluß
zu heiß wird, dehnt sich das Metall zu sehr aus... -> peng!
Ich habe auf der Heizseite der Spritze den Luer-Anschluß mit
Diamanttrennscheibe entfernt und eine Hülse aus Alu angefertigt und
diese mit Silikon in die Spritze geklebt. Das hat nur kurz funktioniert
und dann waren Risse in der Spritze. Ich habe die Hülse kürzer
gemacht und nun mit Teflonband über die Spritze gestülpt. Wenn
sich jetzt die Hülse erwärmt kann sie sich ausdehnen, ohne das
Glas zu beschädigen.
Die 10 ml-Spritzen sind nicht optimal, wenn der Motor mit niedriger
Temperatur laufen soll. Hier taucht das gleiche Problem wie beim Manson-Motor
auf. Wenn das zu verdrängende Volumen zu groß ist, heißt
Kolbendurchmesser und Hub ist zu groß, dann wird nur mit mehr Temperatur
(große Flamme) genügend Druck aufgebaut. Ich habe den Hub auf
10 mm reduziert, doch das reicht nicht für ein zufriedenstellendes
Verhalten aus. Den Hub kleiner machen ist auch nicht der wahre Jakob, da
der Hebelarm für den Antrieb kleiner wird und damit mehr Kraft aufgebracht
werden muss.
Auch hier wieder die einfache Milch-Mädchen-Rechnung:
Durchmesser Kolben 10 ml-Spritze=16 mm, Hub 10 mm ergibt Volumen
ca. 2 cm³. Um diesen Betrag müssen wird die Luft im Expansionzylinderraum
ausdehnen lassen, wenn sich der Kolben um Hublänge bewegen soll. Annahme
Volumen im Zylinder bei 20° C ca. 6 cm³ . Bei Erhöhung der
Temperatur um 100° C ergibt sich ca. 1/3 Volumerhöhung
auf rund 8 cm³, d.h. der Kolben wird gerade so um die 2 cm verschoben
und das ist zu wenig für gutes Arbeiten. Wir müssen also ein
paar Briketts mehr auflegen, wenn der Motor in dieser Konstellation gut
laufen soll.
Der Motor läuft mit den 10 ml-Spritzen nicht besonders gut. Ein
Grund für den schlechten Lauf ist auch darin zu sehen, dass
auf der Heizseite die Teflonabdichtung so heiß wird, dass sich Dämpfe
bilden, die sich auf dem Kompressionszylinder niederschlagen und die Reibung
des Kolbens erhöhen. Beide Glaskolben müssen sowohl Längsbewegung
als auch Rotation problemlos können. Bei großer Hitze im Expansionskolben
kann es sein, dass der Kolben leicht klemmt. In diesem Fall muss der Kolben
solange mit 600er Naßschleifpapier nachgearbeitet werden, bis er
einwandfrei funktioniert.
Am besten ist es Glasspritzen zu nehmen, die gar kein Metallteil haben,
zumindest auf der Heizseite.
Im Video ist der lustlose
Lauf nach langer Heizzeit (Flamme ist nicht groß) zu sehen. Bei 90°
Phasenverschiebung will er nicht richtig anlaufen, erst bei ca. 120°
kommt "Leben in die Bude". Das stimmt mit obiger Bemerkung überein,
wonach der Alpha-Stirling erst mit einer Phasenverschiebung von mehr als
90° vernünftig läuft und Leistung bringt und passt auch zu
der Feststellung, dass die im Internet gezeigten Modelle mit 90°
Anordnung der beiden Zylinder nur mit sehr viel Hitze ihre Arbeit verrichten.
Wenn die Phasenverschiebung 90° beträgt braucht der Motor länger
und mehr Hitze bevor er anläuft.
Ich habe den Alpha-Stirling auch mit 5 ml-Spritzen getestet und in
der Tat läuft der Motor besser , aber die Reibung meiner primitiven
Ausführung ist wohl doch zu groß, um größere Drehzahlen
als rund 800 U/min. zu erreichen.
Ich habe deshalb leichte Verbessererungen am Motor vorgenommen: ->
die Pleuelstifte, Pleuel und Hubscheibe sind jetzt aus Metall und die Bohrungen
in die Hubscheibe sauber parallel zur Achse gebohrt, damit sind nun Drehzahlen
über 1000 U/min möglich (Video).
Für den Nachbauer ist die folgende Skizze vielleicht hilfreich:
Auf der Heizseite ist bei OT der Kolben ca. 1,5 - 2 cm vom Anschlag
entfernt und auf der Kühlseite geht der Kolben bei OT fast bis zum
Anschlag.
Wenn der Motor nicht so laufen will wie gewünscht, unbedingt die
Spritzen kontrollieren. Sie sind sehr empfindlich gegenüber geringsten
Verunreinigungen, da sie auf 2µm genau eingeschliffen sind.
Was mir an dem Alpha-Stirling nicht so gut gefällt, ist die Tatsache,
dass die Heizquelle in der Nähe des Expansionskolben sein muss und
scheint auch mehr Hitze zu verlangen, aber mit einem Dom wie ich es unten
beschrieben bei einem Opitec-Stirling realisiert habe, ist die Angelegenheit
nicht mehr ganz so kritisch.
Auch der Alpha-Stirling ist für mich der Beweis, dass Stirlingmotoren
mit ihren Leistungen einen nicht vom Sockel hauen, gilt besonders für
Modellmotoren.
Ein Vorteil hat der Alpha-Stirling in dieser Bauweise, er läßt
sich auch von Bastlern ohne Dreh /- und Fräsmaschine herstellen und
man kann sehr einfach die Phasenverschiebung einstellen und das unterschiedliche
Verhalten des Motors beobachten. Wenn z.B. die Phasenverschiebung 90°
ist dann ändert sich bei einer Kurbelumdrehung sowohl der Druck als
auch das Volumen, bei 180° Phasenverschiebung ändert sich hierbei
nichts, außer dass bei Wärmezufuhr der Druck im System steigt
und sonst tut sich nichts.
Je größer die Phasenverschiebung über 90° ist,
desto "weicher" läuft der Motor, ab 150° ist dann aber auch hier
"der Ofen aus".
Optisch macht der
Alpha-Glasspritzen-Stirling sehr wenig her, sieht eben nicht nach einer
Maschine aus.
Daher habe ich einen Opitec-Gamma-Stirling-Bausatz zu einem Alpha-Stirling
umgebaut:
und dieser Umbau geht ab "wies Zäpfle" und sieht auch noch gut
aus.
Die Ähnlichkeit zum Opitec-Gamma-Stirling läßt sich nicht
verleugnen. Es ist schon verblüffend, wie man aus einem Gamma-Stirling
einen Alpha-Stirling "zaubern" kann. Man muss nur die Stahlstange zum Verdränger
als Kolben ausführen. Ich habe dazu eine 5 ml-Glasspritze genommen
und über ein Alu-Zwischenstück den Verdränger mit O-Ringen
mit dem Glaskolben verbunden. Kleben kommt wegen der Hitze nicht in Frage.
Man könnte auch einen zweiten Arbeitszylinder von Opitec nehmen, wenn
dieser entsprechend runtergedreht und angepasst wird. Der Verdränger
muss dann auf andere Art mit dem Kolben verbunden werden.
Bei großer Hitze entsteht im Verdränger ein Druck, deshalb
habe ich durch entsprechende Bohrungen für einen Druckausgleich gesorgt.
Die Schwungradachse ist in zwei Kugellager geführt.
Der Opitec-Kolben aus Alu im Feinzylinder aus Messing ist fast so gut
wie eine Glasspritze, aber nur, wenn der Kolben nicht geschmiert wird.
Dass in meinem Umbau ein Verdränger zu sehen ist hat allein den
Zweck, das aufzuheizende Volumen zu verkleinern. Obendrein wird der Kolben
nicht direkt der Hitze ausgesetzt.
Der Motor funktioniert ( Video
) nach kleineren Korrekturen (Reibung) dermaßen gut (1500-2000
U/min) , dass ich ihm eine schönere Grundplatte spendiert habe (Jatoba-Platte
von Bengs-Modellbau). Auch bei diesem Motor, - wie bei meinen Gamma-Stirling
- habe ich festgestellt, dass die Heizseite nach längerer Betriebszeit
ohne Last nicht einmal so sehr heiss wird.
Ich schließe daraus, dass die eingesetze Energie gut in Bewegung
umgesetzt wird, heißt der Motor ist reibungsarm ausgelegt und für
das Pleuel sind nicht einmal Kugellager notwendig. Die zuletzt gemessene
Drehzahl war 2200 U/min. , ein wahnsinnig guter Wert.
Wenn ich nun gefragt werde, welcher der 3 Modell-Stirlingmotor-Typen
am Besten und Kräftigsten funktioniert, dann komme ich ins Grübeln,
nachdem ich festgestellt habe -entgegen meinen anfänglichen Bedenken-,
dass der Alpha-Stirling auch ganz gut Drehzahlen bringt, wenn er sauber
gebaut wird.
Grundsätzlich verhalten sich alle drei Motoren ähnlich, falls
sie reibungsarm gebaut und mit gleicher Temperatur betrieben werden. Das
mag bei Leistungsstirlingmotoren vielleicht etwas anders aussehen, im Modellbereich
gibt es bei gleichen Abmessungen (Kolben, Verdränger, Kolbenverhältnis,
Totvolumen) fast keine Unterschiede.
Ich wollte es dennoch auch praktisch testen, ob tatsächlich der
Alpha-Stirling dem Gamma-Stirling überlegen ist, wie es theoretisch
möglich ist, da der Alpha-Stirling gleichzeitig zwei wirksame Arbeitskolben
hat.
Ich habe daher den Opitec-Gamma-Stirling gebaut und zwar leicht modifiziert,
damit der Vergleich einigermaßen reell ist. Statt der Stahlwolle
als Verdränger habe ich genau wie beim Alpha-Stirling einen Glaszylinder
als Verdränger genommen. Ganz reell ist der Vergleich insofern nicht,
da die Kompression des Alpha-Stirling durch die 130° Phasenverschiebung
geringer ist, als die des Gamma-Stirlings mit 90° Phasenverschiebung.
Hinzu kommt noch, dass das Kolbenverhältnis ( Hubvolumen Verdränger
geteilt durch Hubvolumen Arbeitskolben) beider Motoren leicht unterschiedlich
ist.
Opitec Gamma-Stirling modifiziert Opitec Gamma versus
Opitec Alpha
Der Test brachte folgendes zu Tage (beide Stirling wurden mit dem gleichen
Brenner betrieben):
1. Opitec Gamma: Im Ruhezustand 1 Minute Brenner an, dann Brenner
entfernt, Motor anwerfen, er läuft ca. 1 Minute 20 Sekunden lang weiter.
2. Optitec Alpha: Im Ruhezustand 1 Minute
Brenner an, dann Brenner entfernt, Motor anwerfen, er läuft auch ca.
1 Minute 20 Sekunden lang weiter.
Drehahl bei beiden Motoren ca. 1500-2000 U/Min.
Bremsversuch mit Magnetbremse, ist hier beim Schwungrad gut machbar,
da beide aus Messing (Wirbelstrombreme).
Die Messung ergibt, dass beide Motoren bei gleichem Magnetabstand fast
die gleiche Drehzahl beibehalten, d.h. die Leistung der beiden Motoren
ist ähnlich. Der Vergleich hinkt natürlich insofern, da beide
Motoren vom Aufbau nie exakt gleich sein können.
Hier im Video laufen
beide Motoren zusammen, wobei die Drehzahlen fast gleich sind.
Der Vergleich deckt sich mit der praktischen Erfahrung von kommerziellen
Stirlingmotoren, wonach der theoretische Vorteil des Alpha-Stirling durch
die größeren Reibungskräfte teilweise wieder aufgezehrt
wird.
Was grundsätzlich beachtet werden muss, ist die Frage der technischen
Auslegung, nämlich wie optimal das Verhältnis von aufzuheizendem
und abzukühlendem Gas ist und wieviel Totraum zu überwinden ist. |